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So finden Sie Ihren Weg durch die SAP Cloud

Marc Volquardsen

Die SAP-Welt ist im Umbruch. Zwar betreiben viele Unternehmen ihr SAP-System noch on-premises bzw. gehostet bei einem Rechenzentrumsdienstleister. Viele sind sogar noch auf SAP ECC, dem früheren SAP R/3 bzw. SAP ERP unterwegs. Das ändert sich aber gerade. Die IT-Markt-Analysten von techconsult haben in einer Studie einen hohen Zuspruch für SAP S/4HANA festgestellt, zunehmend auch in der Cloud. Aber wie unterscheiden sich die diversen Szenarien, die SAP für SAP S/4HANA in der Cloud anbietet?

Die techconsult-Studie ergab, dass bereits 26 Prozent der befragten Unternehmen auf SAP S/4HANA umgestellt haben und insgesamt drei Viertel der Befragten (76 Prozent) den produktiven Einsatz innerhalb der nächsten Jahre konkret geplant haben. Und damit nicht genug: Wie die Studie ergab, folgen die Unternehmen bei ihrer S/4HANA-Migration der Cloud-First-Strategie von SAP und verabschieden sich zunehmend von dem On-Premises-Only Gedanken. 43 Prozent der Unternehmen verfolgen insgesamt eine Public-Cloud-Strategie, 23 Prozent stehen für die Private Cloud und nur 8 Prozent für On-Premises. „Auch der relativ hohe Anteil an aktuellen und zukünftigen Nutzern der SAP Cloud Platform (SCP) zeigt, dass die Unternehmen im Vergleich zu früher der Cloud gegenüber mittlerweile deutlich aufgeschlossener sind. Die Kunden folgen der Cloud-First-Strategie von SAP und gehen den Weg gemeinsam“, so Frank Schmeiler, Director Business Development von techconsult. Für die Studie von techconsult befragt wurden 307 Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern in Deutschland, die SAP S/4HANA bereits einsetzen oder deren zukünftigen Einsatz planen.

SAPs Wege in die Cloud

Viele Unternehmen sind also auf dem Weg in die SAP Cloud – Anlass für uns, die verschiedenen SAP-Welten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. SAP bietet selbst seit vielen Jahren den Betrieb von S/4HANA in verschiedenen Cloud-Szenarien an. Etwas verwirrend war sicher die wechselnde Namensgebung von SAP.

Hier eine Übersicht über alte und neue Bezeichnungen für die SAP Cloud-Szenarien und ihre Unterschiede:

Die verschiedenen SAP S/4HANA-Variationen unterscheiden sich im Grad ihrer Standardisierung und Flexibilität

S/4HANA Cloud

SAP S/4HANA Cloud wird als Public Cloud-Angebot betrieben, d.h. alle Kunden teilen sich die gleiche Hardware und Netzwerkinfrastruktur, während die Verarbeitung der Daten in geschützten Bereichen erfolgt. SAP hält die Anwendung immer aktuell, vier Mal im Jahr gibt es automatische Updates, auf die der Kunde keinen Einfluss hat. Da Erweiterungen nur über Key-User Extensibility und freigegebene Side-by-Side Extensibility APIs erfolgen können, hat ein Update auch keinen Einfluss auf die Anpassungen.

S/4HANA Cloud Extended Edition (EX)

SAP S/4HANA Cloud EX ist eine kundenindividuelle S/4HANA-Bereitstellung in der Cloud (hosted by SAP). Sie bietet alle Möglichkeiten der standardisierten SAP S/4HANA Cloud, allerdings mit einigen Abweichungen:

• Mehr Zeit für Updates (nicht jedes Quartal, der Kunde kann Updates aussetzen)
• Mehr Flexibilität bei Erweiterungen (neben Side-by-Side-Erweiterungen über die SAP Business Technology Platform (SAP BTP) sind auch zertifizierte ABAP-Erweiterungen möglich)
• Zugriff auf die „klassische“ IMG-Konfiguration

Im Gegensatz zur Public Cloud bietet SAP bei SAP S/4HANA Cloud EX neben der Neu-Implementierung (Greenfield Ansatz) auch Migrations-Szenarien für vorhandene S/4HANA-Systeme (Brownfield Ansatz) an. Diese Plattform richtet sich also an SAP-Kunden, die von einem Software Kauf inklusive Wartung in ein Software-Mietmodell wechseln und den Betrieb aus der Hand geben wollen oder an Kunden, die an den harten „Standards“ der Public Cloud gescheitert sind. Im Unterschied zur nachfolgend erläuterten S/4HANA Cloud Private Edition sind in der Extenden Edition aber nur zertifizierte Add-ons erlaubt.

S/4HANA Cloud Private Edition (PE)

2021 hat SAP die S/4HANA Cloud Private Edition zusammen mit dem Lizenz- und Vorgehensmodell RISE with SAP eingeführt. Es entspricht dem Software-Stand der SAP S/4HANA Cloud EX, ist aber im Wesentlichen ein in die Cloud und in ein Subskriptions-Lizenzmodell überführtes S/4HANA-Kundensystem. Nur hier besteht die Möglichkeit, vollständig angepasste S/4HANA-Systeme in die Cloud zu übertragen und von SAP betreiben zu lassen. SAP will damit mehr Kunden den Weg in ein Cloud-basiertes Mietmodell ermöglichen, ohne sie in ein Standard-SAP S/4HANA zu zwingen.

SAP Business Technology Platform (BTP)

Erweiterungen sind auf der SAP S/4HANA Cloud selbst nicht möglich, sehr wohl aber daneben (Side-by-Side Extensions) auf der SAP Business Technology Platform (BTP). Hier bietet SAP eine Laufzeitumgebung als Platform-as-a-Service (PaaS) und als umfangreiche Entwicklungs- sowie Integrationsplattform. Damit lassen sich Daten und Dokumente mit den SAP S/4HANA Cloud-Editionen austauschen und auch eigene Services und Lösungen in der SAP BTP bereitstellen, um diese beispielsweise in andere SAP-Enterprise Suites integrieren zu können.

Die SAP BTP stellt eine Laufzeitumgebung für SAP Fiori Apps bereit, um diese über das SAP Gateway mit SAP On-Premise oder SAP Cloud Systemen zu verbinden. Das kann dann z.B. für die Fiori Apps der Doxis Purchase-to Pay-Prozesse genutzt werden, wenn Prüfer und Genehmiger mobil aus dem Internet Rechnungen freigeben oder Auftragsbestätigungen prüfen wollen.

Schnittstellen zu ECM-Systemen

SAP ECC und S/4HANA On-Premises, S/4HANA Cloud Private Edition

Seit SAP R/3 auf den Markt kam, steht ArchiveLink als Standard-Schnittstelle zwischen SAP und ECM-Systemen zur Verfügung. Die SER Group bietet dazu passend Doxis HTTPContentServer (HCS) an, um Dokumente und Archivdaten über ArchiveLink entgegenzunehmen. ArchiveLink übergibt ausschließlich technische Metadaten an das ECM-System. Daher lassen sich – im Unterschied zur tiefer integrierten Doxis SmartBridge for SAP – auf diese Art archivierte Dokumente auch nur mit den übergeordneten SAP-Transaktionen suchen und über die sogenannten generischen Objektdienste zur Anzeige bringen. Generische Objektdienst sind Methoden, mit deren Hilfe SAP-Systeme und Drittanwendungen miteinander interagieren können.

ArchiveLink funktioniert auch mit S/4HANA On-Premises. Dokumente können weiterhin auf diesem Weg in ECM-Systemen abgelegt und wieder aufgerufen werden.

EU-DSGVO-konformes Information Lifecycle Management für SAP

Was müssen Unternehmen tun, um ihre SAP-Systeme fit für die Europäische Datenschutz-Grundverordnung zu machen? Dieses Whitepaper zeigt Ihnen, wie Sie personenbezogene Daten in den SAP-Systemen so verwalten, dass sie auf Verlangen bereitgestellt und gelöscht werden können.

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Seit einiger Zeit steht mit SAP Information Lifecycle Management (ILM) auch noch eine weitere Lösung zur Verfügung. Aufgabe des SAP ILM (SAP NetWeaver Information Lifecycle Management) ist es, den Lebenszyklus produktiver und archivierter Daten und Dokumente mithilfe von Regeln im SAP-System zu verwalten und das Sperren bzw. Löschen nach definierten Zeiträumen anzustoßen. SAP empfiehlt SAP ILM beispielsweise, um in den produktiven SAP-Systemen enthaltene personenbezogene Daten EU-DSGVO-konform zu verwalten. Bei der Auslagerung von SAP-Daten in ein elektronisches Archiv werden diese mit den ILM-Regeln aus SAP strukturiert an das elektronische Archiv übergeben. Über entsprechende ILM-Funktionen des Archivs können sie dann EU-DSGVO-gerecht weiterverarbeitet werden.

Der Doxis WebDAV Connector for ILM ist ein Doxis-Zusatzmodul zur Archivschnittstelle Doxis HTTPContentServer (HCS) für SAP-Daten und -Dokumente. Der Connector verbindet das Information Lifecycle Management in SAP-Systemen mit dem Dokumentenmanagement-System der Doxis ECM-Plattform. So entsteht eine systemübergreifende EU-DSGVO-Lösung für alle Daten und Dokumente.

Abbildung 2: SAP S/4HANA Cloud & Doxis4

SAP S/4HANA Cloud & S/4HANA Cloud Extended Edition (EX)

In den SAP Cloud-Editionen geht SAP einen anderen Weg, weil ArchiveLink zu tiefgreifende Konfigurationen in SAP erfordert. Das verträgt sich nicht mit dem Multi-Mandanten-Ansatz der SAP S/4HANA Cloud.

In der SAP S/4HANA Cloud steht auf Basis der SAP BTP eine Standard CMIS-Schnittstelle zur Ablage von Dokumenten in einem ECM-System zur Verfügung. Es ist als Erweiterung des SAP-internen Document Management ausgelegt. Bisher hatten SAP-Kunden bezüglich der Dokumentenarchivierung keine Wahl: Alle Dokumente lagen bei SAP. Das ist jetzt anders. Die folgende Abbildung zeigt die Datenflüsse zwischen SAP S/4HANA Cloud und SAP BTP, beispielhaft mit dem Doxis CMIS-Konnektor zur Übernahme der Dokumente in die Doxis Plattform.

Wenn SAP-Kunden in bestimmten Szenarien eine On-Premise-Installation in der privaten Cloud-Umgebung nachbilden möchten, können sie bei SAP nachfragen, ob ihnen dafür in der SAP S/4HANA Cloud Extended Edition oder in der SAP S/4HANA Cloud Private Edition ArchiveLink zur Verfügung gestellt werden kann.

SAP Fiori

2015 hat SAP zunächst für S/4HANA, dann folgend für die SAP S/4HANA Cloud eine moderne, nutzerorientierte Web-Oberfläche anstelle der SAP-Transaktionen vorgestellt: SAP Fiori. In SAP Fiori-basierten Clients treten sogenannte Business Apps für einzelne Nutzerrollen an die Stelle der SAP-Transaktionen für alle Benutzer. Anstatt Standard-Masken für das Neuanlegen, Suchen und Bearbeiten von Geschäftsdaten bereitzustellen, kann die Oberfläche der Fiori Apps ganz nach den individuellen Anforderungen der Nutzer gestaltet werden. Der Anwendungsfall (der sog. Use Case) steht im Mittelpunkt bei der Entwicklung der Fiori-Apps.

Allerdings erfolgt der Zugriff auf Dokumente in den Fiori-Apps nicht mehr über generische Dienste. Vielmehr muss jede App Funktionen des SAP Document Management integrieren. 

Notwendige Erweiterungen für ECM

Um die technischen Begrenzungen der ArchiveLink-Schnittstelle überwinden zu können, entwickelte die SER Group mit Doxis SmartBridge for SAP eine Erweiterung für SAP, mit der neben den technischen auch die fachlichen Metadaten (Objekt-Datum, Geschäftspartner, Belegart, etc.) aus SAP an Doxis übergeben werden können. Nutzer von ECM-Systemen sind schon lange nicht mehr nur SAP-User. Immer mehr Fachwendungen laufen außerhalb bzw. neben SAP, sodass Anwender dort auch die Dokumente und Businessdaten aus SAP sehen wollen: Doxis-Anwender müssen den Kontext eines Dokumentes deshalb auch außerhalb der SAP-Transaktion erkennen können. In der folgenden Grafik kann man gut erkennen, wie die Doxis SmartBridge for SAP und bspw. die Doxis SmartBridge for Salesforce Informationen aus beiden Systemen über Doxis verfügbar machen und z.B. in einer elektronischen Kundenakte bündeln können – ein Zusammenspiel das immer mehr Kunden der SER Group in ihren Unternehmen umsetzen: 

Abbildung 3: Doxis4 SmartBridge for SAP und Doxis4 SmartBridge for Salesforce im Zusammenspiel

Ausblick: So geht’s weiter mit der Doxis-SAP-Integration

Hey Doxi, wie ist der Ausblick?

Der Doxis CMIS-Konnektor wird kompatibel zur SAP S/4HANA Cloud. Das erlaubt es Kunden, Dokumente aus der SAP Public Cloud in ein zentrales Doxis Repository zu überführen und dabei auch die fachlichen Metadaten mitzunehmen. Szenarien wie das oben geschilderte Zusammenspiel mit Salesforce funktionieren dann auch mit der SAP S/4HANA Cloud. Aktuell beinhaltet SmartBridge for SAP bereits eine Dokumenten-Anlagenliste für Fiori-Apps. Das o.g. Szenario mit Aktenaufrufen für Fiori Apps wird mit der nächsten Version realisiert. Das Zertifizierungsverfahren für Doxis SmartBridge for SAP als Add-on für SAP S/4HANA Cloud EX hat die SER bereits angestoßen.

Zudem beobachten wir die Anforderungen und Möglichkeiten zur Integration in die SAP Cloud Enterprise-Lösungen auf Basis der SAP BTP sehr genau und werden eine erste Integration mit SAP SuccessFactors als Produkt angehen. Projektlösungen gibt es derzeit schon.

Doxis Intelligent Order Confirmation Automation for SAP ist eine Fiori-basierte Lösung zur Prüfung und Rückfrage von Auftragsbestätigungen. Die Lösung nutzt den Doxis Classification und Extraction Service (DCES) um eingehende Auftragsbestätigungen intelligent auszulesen und SAP Business Workflow, um erkannte Abweichungen zu Bestellungen zu klären. Eine spätere Version wird auf dieser Basis aufsetzen und das Eingangsbuch sowie die Prüf- und Nachfrage-Dialoge der klassischen SAP-Benutzeroberfläche für SAP ECC und SAP S/4HANA bereitstellen.

Marc Volquardsen

Moin aus Hamburg!

Ich bin Produktmanager [&] Lösungsarchitekt und seit 2004 bei der SER Group. Nach 15 Jahren als Lösungsberater an der Seite des Vertriebs bin ich 2020 in das Produktmanagement für Lösungen gewechselt. Dort konzipiere ich kundennahe Lösungen auf Basis von Doxis, SAP und Salesforce – sprechen Sie mich gerne an.

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